Unvisited Grave (Aufnahme von einem jüdischen Friedhof in Ostbayern) Foto: Wolf-Dietrich Nahr |
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Jüdische Friedhöfe haben viele Botschaften Zwei jüdische Friedhöfe in Ostbayern waren im ersten Quartal 2021 die Zielpunkte für eine Fotoexkursion. Die Motivation: die Suche nach "verlassenen Orten". Doch was der Fotograf vorgefunden hat, ist ambivalent. Einerseits sind die jüdischen Ruhestätten sehr gepflegt und wohlbehütet. Und es ist gut, dass die Friedhöfe sicher eingefriedet sind und der Zugang kontrolliert wird. Andererseits finden sich viele Gräber, die offensichtlich nicht besucht werden und gemäß dem jüdischen Glauben für die Ewigkeit unverändert bleiben. Die schneebedeckten Grabstellen, die "unvisited graves", liefern bewegende Bildmotive. Diese regen an zum Nachdenken: Die Verstorbenen werden nicht mehr von Nachkommen aufgesucht, weil sie im Holocaust umgebracht worden sind oder durch Emigration auf der ganzen Welt verstreut leben. Beide Friedhöfe sind in vergangenen Jahrhunderten erweitert worden, um mehr Platz für Gräber zu schaffen. Dies sind Flächen, die ungenutzt bleiben, weil die jüdischen Gemeinden durch die Shoa verschwunden sind und erst nach 1945 wieder wachsen mussten. Der freie Raum an den Friedhofsmauern wirkt wie eine Anklage: Wo sind die Menschen, die eigentlich hier hätten bestattet werden müssen? Die Aufnahme "Unvisited Grave" ist bei dem Fotowettbewerb der Stadt Regensburg zum Jahresmotto "Nahsicht" auf die Shortlist der preiswürdigen Arbeiten gesetzt worden. Sie wird gemeinsam mit über 30 anderen Werken ab 5. Oktober 2021 im Donaueinkaufszentrum in Regensburg gezeigt. Die Fotoikone der Serie hat auch die Jury der Jahresschau 2021 des Regensburger Kunst- und Gewerbevereins überzeugt. "Unvisited Grave" ist Teil der Ausstellung ab 18. September bis 17. Oktober (Regensburg, Ludwigstraße 6). Exklusiv werden hier ausgewählte Motive der beiden Exkursionen gezeigt. Dies ist mein Beitrag zum Jubiläumsjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland". Alle Fotos: Wolf-Dietrich Nahr |
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